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Das Gedicht Herbst Literatur Natur

Bäume mit Krähen

Krähen mit Bäumen

Vereinsamt

Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n —
Wohl dem‚ der jetzt noch — Heimat hat!

Nun stehst du starr‚
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt — entflohn?

Die Welt — ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor‚
Was du verlorst‚ macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich‚
Zur Winter-Wanderschaft verflucht‚
Dem Rauche gleich‚
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg’‚ Vogel‚ schnarr’
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! —
Versteck’‚ du Narr‚
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n‚
Weh dem‚ der keine Heimat hat!

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844 – 1900)

aus: Nietzsche, Nachgelassene Fragmente. Herbst 1884