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Das Gedicht Frühling Natur

Blütenträume

Nun will der Lenz uns grüßen, von Mittag weht es lau; aus allen Wiesen sprießen die Blumen rot und blau. | Draus wob die braune Heide sich ein Gewand gar fein und lädt im Festtagskleide zum Maientanze ein…

Frühlingsblütenträume.

Wunderbares Frühlingswetter lädt zum Spazierengehen unter weißen Blütenträumen ein. Eine kleine Sammlung von Frühlingsgedichten versüßt das Wandeln durch den weißen Blütenschnee.
Nun will der Lenz uns grüßen, von Mittag weht es lau; aus allen Wiesen sprießen die Blumen rot und blau. |
Draus wob die braune Heide sich ein Gewand gar fein und lädt im Festtagskleide zum Maientanze ein. |
Waldvöglein Lieder singen, wie ihr sie nur begehrt; drum auf zum frohen Springen, die Reis‘ ist Goldes wert. |
Hei, unter grünen Linden, da leuchten weiße Kleid! Heija, nun hat uns Kinden ein End all Wintersleid.
Das schöne Volkslied ist sehr alt. Es wurde wohl von Ritter Neidhart von Reuental gedichtet, der einer der bedeutendsten und deutschsprachigen lyrischen Minnesänger des Mittelalters war.

Der Naturdichter Hermann Löns (29.8.1866, Kulm/Westpreußen – 26.9.1914 bei Reims), eigentlich Fritz von der Leine, Gymnasialprofessorsohn, schrieb eines der schönsten Frühlingsgedichte. Löns war das älteste von 14 Kindern in Deutsch-Krone/Pommern.  Ab 1909 war Löns freier Schriftsteller, 1911/12 unternahm Löns eine Europareise. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich als Freiwilliger. Ihm war das Schicksal so vieler junger Menschen beschieden, er fiel bei Reims. In Leipzig/Markleeberg gibt es die Hermann Löns Straße, vielen Brockenwanderern ist der Garten auf dem Gipfel bekannt.

Frühlingsgedichte
Hoch oben von dem Eichenast
Eine bunte Meise läutet
Ein frohes Lied, ein helles Lied,
Ich weiß auch, was es bedeutet.

Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras,
Die Blumen werden blühen;
Es wird die ganze weite Welt
In Frühlingsfarben glühen.

Die Meise läutet den Frühling ein,
Ich hab‘ es schon lange vernommen;
Er ist zu mir bei Eis und Schnee
Mit Singen und Klingen gekommen.

Der naturverbundene Hermann Löns war auch Jäger.  In seinem Jägerbuch „Kraut und Lot. Ein Buch für Jäger und Heger “ dichtete er:

Der Jäger

Der weiß es nicht, was Jagen ist,
der nur im Felde knallt;
Denn Jagen, das ist Pirschen
Im heimlichstillen Wald,
Und Jagen, das ist Schleichen
In Heideeinsamkeit,
Und Jagen, das ist Schweifen
In Moorunendlichkeit,
Ist Harren hinter Klippen
Ist Lauern an dem Strand;
Wer nur im Wald zu jagen weiß,
Hat nie die Jagd gekannt.

Alle Birken grünen in Moor und Heid‘

Alle Birken grünen in Moor und Heid‘;
Jeder Brambusch  leuchtet wie Gold.
Alle Heidlerchen jubeln vor Fröhlichkeit;
Jeder Birkhahn kollert und tollt.

Meine Augen gehen wohl hin, wohl her
Auf dem schwarzen, weißflockigen Moor,
Auf dem braunen, grünschimmernden Heidemeer,
Und steigen zum Himmel empor.

Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölklein zieht,
Wie ein Wollgrasflöckchen, so leicht;
Und mein Herz, es singt ein leises Lied,
Das auf zum Himmel steigt;

Ein leises Lied, ein stilles Lied,
Ein Lied so fein und so lind
Wie ein Wölklein, das über die Bläue zieht,
Wie ein Wollgrasflöckchen im Wind.

Frühlingslied

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.

Ludwig Hölty
(1748 – 1776)

Ein  Sommerlied aus der Volksliedersammlung aus des Knaben Wunderhorn soll als Vorausschau nicht fehlen.

Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz, und suche Freud
In dieser lieben Sommerzeit,
An deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.

Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide.
Narzissen und die Tulipan,
Die ziehen sich viel schöner an,
Als Salomonis Seide.

Die Lerche schwingt sich in die Luft,
Das Täubchen fleucht aus seiner Kluft,
Und macht sich in die Wälder.
Die hochbegabte Nachtigall
Ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

Die Glucke führt ihr Küchlein aus,
Der Storch baut und bewohnt sein Haus,
Das Schwälblein speist die Jungen;
Der schnelle Hirsch, das leichte Reh
Ist froh und kommt aus seiner Höh‘,
Ins tiefe Gras gesprungen.

Die Bächlein rauschen in dem Sand,
Und mahlen sich in ihrem Rand
Mit schattenreichen Myrthen;
Die Wiesen liegen hart dabei,
Und klingen ganz von Lustgeschrei
Der Schaf und ihrer Hirten.

Die unverdrossne Bienenschar
Fleucht hin und her, sucht hier und da
Ihr edle Honigspeise;
Des süßen Weinstocks starker Saft
Bringt täglich neue Stärk‘ und Kraft
In seinem schwachen Reise.

Ich selber kann und mag nicht ruhn,
Des großen Gottes großes Tun
Erweckt mir alle Sinnen;
Ich singe mit, wenn alles singt,
Und lasse, was dem Höchsten klingt,
Aus meinem Herzen rinnen.

Ach, denk ich, bist du hier so schön,
Und lässest uns so lieblich gehn,
Auf dieser armen Erden;
Was will doch wohl nach dieser Welt
Dort in dem festen Himmelszelt
Und güldnem Schlosse werden.

O wär ich da! o stünd ich schon,
Ach, süßer Gott, vor deinem Thron,
Und trüge meine Palmen;
So wollt‘ ich nach der Engel Weis‘
Erhöhen deines Namens Preis
Mit tausend schönen Psalmen.

Des Knaben Wunderhorn  ( 1808)
nach Paul Gerhardt (1653)